John Donne

1572 – 1631           Großbritannien

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In Übersetzungen von

Willi Schantel

 

 

 

 

Auferstehung

Frohlockt, der Tag heut wird in Ewigkeit genannt,
im Strahlenkranz erstehen Sohn und Sonne auf,
Ihr alle, die euch Tränen und des Schicksals Lauf
gereinigt hat, den Lehm von Fehlern freigebrannt,

seht auf den Allerhöchsten: Wie er hier entschwand,
erhellt er euch die Dunkelheit, auf die er tritt,
er zeigt den Weg euch nicht allein, wenn auch sein Schritt
der erste war, so wie`s im Buch geschrieben stand.

Du starker Widder hast das Himmelstor gesprengt,
Lamm Gottes, hast den Weg mit deinem Blut getauft,
hast, Licht des Lichts, Erleuchtung für den Weg geschenkt,

erbarm dich unser, die dein Opfer freigekauft.
Und hat der Schöpfergeist dies Lied in mir entzündet,
gewähr, dass Lob und Dank sich siebenfach verbindet.

 

 

 

Gewähre

Gewähr, dass Dank und Lob sich siebenfach verbindet,
als Band aus meiner tiefgläubigen Traurigkeit,
du Gott der Güte, einzig wahre Kostbarkeit,
du Quell der Tage, der die Tage in sich bindet,
doch nicht dass man mir eitlen Lorbeer windet
als Lohn für die Gedanken meiner Dienstbarkeit,
gib, was die Dornenkrone dir erwarb in Ewigkeit,
das Licht, das deinen Ruhm durch alle Zeit verkündet;
Der Schluss krönt unser Werk, doch du krönst unser Ende,
denn enden wir, ruhn wir in dir durch alle Ewigkeit,
nach diesem Anfang ohne Ende strebt allzeit,
mit unstillbarem Durst mein Herz, daß es sie fände:
So will die Seele sich wie meine Stimme hoch erheben:
Wer die Erlösung sucht, dem wird sie auch gegeben.

 

 

 

Verheißung

Wer die Erlösung sucht, dem wird sie auch gegeben,
das Eine, das Beginn und Sein und Werden fasst,
das ohne Schuld geschultert trägt der Sünden Last,
den Tod nicht kennt, doch seinen bittren Kelch wird heben
neigt , Jungfrau, sich zu dir, wird sich in dir ergeben,
gebunden sein in deinem Schoß als keuscher Gast,
dort keine Sünde finden, nur das Kleid der Hast,
das Fleisch, an dem der Tod sich messen wird im Leben.
Vor Anbeginn der Zeit warst du in seinem Geist,
im Sohn und Bruder, hast nun den in dir empfangen,
der dich gezeugt hat, dass man dich für immer heißt
nun Magna Mater, nun ist durch dich eingegangen,
das Licht ins Dunkel, trägst als Mensch, als Gottes Sproß,
die Unermesslichkeit im unberührten Schoß.

 

 

 

 

Geburtsstunde

Die Unermesslichkeit im unberührten Schoß
verläßt zur Stunde die geliebten Mauern,
wo er sich schwächte durch das Überdauern
bis zu der Zeit, da ihn die Welt sah, nackt und bloß.
Doch ach, für euch, war sie auch noch so groß
kein Platz, in einem Stall sah man euch kauern,
doch Sterne neigten sich, drei Könige erschauern,
sie wandten ab den Fluch aus des Herodes Schloß.
Siehst du mit Augen voller Glauben, wie da ruht
der alles hat, doch keinen Fleck sein Haupt zu betten?
Voll Gnade und Erbarmen kommt er uns zu retten,
der unser Mitleid braucht als Mensch aus Fleisch und Blut?
Küss ihn, dann reise mit ihm ins Ägypterland
Mit seiner Mutter, die den Schmerz wie du empfand.

 

 

Haus Gottes

Mit seiner Mutter, die den Schmerz wie du empfand
Kehr, Joseph, um sieh, wo dein Kind jetzt sitzt
die funkengleichen Phrasen abwehrt, die gewitzt
der Pharisäerhochmut staubkratzend erfand.
Die Schrift ward vordem ausgelegt , doch plötzlich fand
ihr Geist sich wundersam ins Wort gefasst, es blitzt
was je geschrieben wird, was einst in Stein geritzt,
aus einem kleinen Kind, als käms aus Gottes Hand.

Die Göttlichkeit war nicht mit Männlichkeit im Bund,
noch hatte ihn der Lauf der Zeit so reifen lassen,
doch wer ein großes Werk hat, der nützt jede Stund
und wird beim ersten Sonnenstrahl die Arbeit fassen.
So fing er schon im Morgen seines Lebens an
Wunder zu wirken, wie es Menschenkraft nicht kann.

 

 

Kreuzigung

Wunder zu wirken, wie es Menschenkraft nicht kann,
erweckte Glauben wie auch Missgunst auf den Straßen,
was Schwache liebten, ließ die Ehrgeizigen hassen,  
die einen wie die anderen schlug er in Bann.
Doch war der Hass in Überzahl, sein Werk begann
das Reine zu verrufen und die Häscher fassen
den Herrn des Schicksals, ihn sein Los erfahren lassen,
das Göttliches erfährt als ein gemeiner Mann:
den nahen Tod, verurteilt, einsam und allein.
Er schleppt voll Qual sein Kreuz  zur Schädelstätte hoch,
und trägt`s ihn dort, erduldet er es bis zum Tod;
Hoch aufgerichtet, Herr, siehst du den Sünder noch,
schenkt uns dein Leidensweg ein neues Morgenrot:
Erweich mit einem Tropfen deines Bluts mein Sein.

 

 

 

Himmelreich


Benetz mit einem Tropfen deines Bluts mein Sein,
mein Herz (ist es auch bald den Felsen gleich erstarrt,
bald viel zu weich, wo es im Fleischlichen verharrt)
ernährt sich durch den Tropfen, wrid vom Bösen rein,
und lebt durch ihn, und alle Furcht vor Todespein
fällt ab von mir durch deinen Tod, nie wieder narrt
sein Schrecken mich vor meiner allerletzten Fahrt,
trägst du mich in das Buch des ew`gen Lebens ein.
Der Mensch, der eingeht in dein Reich, wird nicht verderben,
wird neu erstehen nach dem zugedachten Plan,
und kann nur so, durch dich das wahre Reich einst erben,
wo Tod und alle Sünden ihm sind abgetan.
So auferstanden lass mich preisen unverwandt:
Frohlockt, der Tag heut wird in Ewigkeit genannt.